Und so machte sich die Fee auf den Weg zurück ins Dorf. Mit im Gepäck die magische Spieluhr, die hoffentlich alles zum Guten wenden würde. Doch sie war zuversichtlich, dass dies der Fall sein würde. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass die Menschen wieder anfingen, ihre Träume zu leben und sie nicht vor der Welt zu verschließen.
Im Dorf wartete man bereits gespannt auf sie. Nicht zuletzt deshalb, da sie die erste Kreatur überhaut war, die von diesem unheimlichen Ort je wieder direkt zurückkam. Die Menschen versammelten sich aufgeregt auf dem Marktplatz im Zentrum des Dorfes und scharrten sich um die kleine Fee.
Sie waren neugierig darauf zu erfahren, was sie erlebt und was sie gesehen hatte und ob es ihr gelungen war, den bösen Fluch zu brechen, der sie scheinbar alle bedrohte. Die Fee wurde bestürmt mit Fragen. Sie lächelte sie allesamt weg.
„Statt einer Antwort habe ich euch etwas viel besseres mitgebracht.“
Sie hielt die Spieluhr hoch.
„Schließt bitte alle eure Augen und wartet ab, was passieren wird.“
Die Menschen blickten sie verunsichert an. Sie wussten nicht, ob sie der Bitte der Fee nachkommen sollten. Bei dem Gegenstand in ihrer Hand, handelte es sich um etwas, was von diesem fremden und bösen Ort kam. Wer konnte schon mit Sicherheit sagen, was passieren würde. Was auch immer es war, was die kleine Fee ihnen erklären wollte, danach würde sich alles ändern, soviel stand fest.
Und so kam es, dass ausnahmslos alle die Augen schlossen und darauf warteten, was passieren würde. Sie fassten sich alle an den Händen, um sich gegenseitig Halt und Mut zu geben. Die Fee ließ den Blick über die Menschen schweifen.
Zufrieden mit dem was sie sah, öffnete sie den Deckel der Spieldose und ließ ihre Melodie frei. Nach den ersten Tönen bemerkte die Fee bereits, dass die Menschen langsam verstanden, dass es keinen Grund zur Furcht gab. Manche von ihnen begannen zu weinen, andere legten sich eine Hand aufs Herz, um in sich hinein zu spüren. Doch eines stand außer Frage, die Angst, die die Menschen jahrelang gelähmt hatte, fiel von ihnen ab. Und an dessen Stelle rückte stattdessen etwas völlig Neues. Nämlich das Gefühl, träumen zu dürfen und den Träumen Flügel zu verleihen.
Einer nach dem anderen öffnete die Augen und sah glücklich aus. Die Fee schloss den Deckel der Spieldose und erzählte den Menschen nun, um was es sich wirklich bei der Ruine handelte. Dass es kein Ort der Angst sei, sondern ein Ort der Hoffnung. Dass es die Überreste des Tals der Träume war und dass es nun an den Menschen sei, diesen Ort wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen.
Die Menschen wollten, nachdem sie endlich verstanden hatten, was es mit dem Ort auf sich hatte, nichts sehnlichster, als diesen Wunsch zu erfüllen, aber wie? Wieder lächelte die Fee milde.
„Es ist Zeit zu reisen und eure Träume zu leben und zu erfüllen. Je mehr Träume gelebt werden, desto schöner und größer wird das Tal der Träume werden. Und wenn ihr eines Tages von eurer Reise zurückkehrt, werdet auch ihr ein anderer Mensch sein. Ihr werdet das Gefühl kennen, was es heißt, Träume fliegen zu lassen. Eure Aufgabe wird es dann sein, alle die nach euch kommen, auf genau dieselbe Reise zu schicken. Und so wird das Tal der Träume nie wieder aufhören zu existieren. Denn es existiert nur dafür, Träume, Wünsche und Hoffnungen dabei zu helfen, Erfüllung zu finden.“
Für einen kurzen Augenblick legte sich Stille über die Menschen. Sie waren noch immer ergriff en von dem was sie sahen, fühlten und davon, was die Fee ihnen erzählt hatte. Sie hatte Recht, es war höchste Zeit aufzubrechen und die Welt mit sich erfüllenden Träumen zum Strahlen zu bringen.
Und so verließ einer nach dem anderen das Dorf, welches für eine sehr lange Zeit ihr Ort der Zuflucht vor ihrer Angst war. Manche brachen alleine auf, andere wiederum in Gruppen zu einer noch unbekannten Reise. Doch alle waren glücklich. Sie freuten sich schon jetzt auf den Moment, an dem sie von ihrer Reise heimkehrten, um zu sehen, was aus dem Tal der Träume geworden war und wie es sich verändert hatte.
Als letztes verließ die Fee das Dorf. Sie stieg in eines der Boote am Ufer des Flusses. Denn auch ihre Zeit war gekommen, ihre Reise fortzusetzen.