Spellbound Dream

Spellbound Dream
Erinnerte Träume

Vorsichtig öffnete sie Truhe, da sie wusste, wie empfindlich die Truhe der Erinnerung war und ließ das Licht der Träume heraus. Sie wurde eingehüllt und fühlte sich wunderbar leicht. Sie wusste genau, was nun folgen würde, aber für die Menschen war es etwas, was ihr Verstand zunächst nicht begreifen oder verstehen konnte. Als die Fee ihre Augen wieder öffnete, erstrahlte die Ruine für einen kurzen Augenblick in ihrem alten Glanz.  So wie sie es einst in ihren Träumen gesehen hatte, war dieser Ort erfüllt von Formen, Farben und Musik. Er erinnerte sie daran, was sie sich einst gewünscht hatte.

Doch im Gegensatz zu den Menschen, die den Zauber der Erinnerung erlebt hatten, hatte sich ihr Traum bereits erfüllt. Denn das war es, wozu die Truhe der Erinnerung da war. Sie sollte die Menschen daran erinnern, was sie sich einst wünschten, welche Träume und Hoffnungen sie hatten. Aber die Truhe bewirkte noch mehr. Sie schenkte den Träumern die Kraft, die derjenige benötigte, um endlich den Mut aufzubringen, ihre Träume zu leben. Nach dem Besuch der Ruine machten sich die meisten direkt auf den Weg, um keine Zeit mehr zu verlieren und um endlich dem nachzugehen, wofür das eigene Herz so lange schlug und über die Jahre hinweg in Vergessenheit geriet. Wenn sie dann nach Jahren der Wanderschaft zurückkehrten, waren sie tatsächlich anders. Sie waren innerlich gewachsen. Aber auch nur deshalb, weil sich ihre Träume erfüllt hatten. Dieses Gefühl wollten sie teilen, doch als sie merkten, dass sie kein Gehör bei ihren Freunden und Familien fanden, zogen sie in der Regel weiter, um neue Träume zu träumen und zu leben.

Erinnerte Träume

Die Fee hielt ehrfürchtig inne, als ihr nun vollends bewusstwurde, dass sie nicht nur einen der mächtigsten Zauber entdeckt hatte, sondern wohl auch den magischsten Ort, den man sich nur vorstellen konnte, betreten hatte. Sie befand sich im Zentrum des Tals der Träume. Und es kam ihr so vor, als fiele eine schwere Last von ihren zarten Schultern. Dieser Ort war kein Ort der Zerstörung gewesen. Nein, es war ein Ort der Kreation und Erfüllung. All jene, die hier früher einmal lebten, waren schlicht und ergreifen einfach nur aufgebrochen, um die Welt mit ihren persönlichen Träumen zu bereichern. Doch das hatte zur Folge, dass immer mehr Menschen diesen Ort verließen und er in Vergessenheit geriet. Nicht zuletzt auch deshalb, da die Menschen das Träumen verlernt hatten.  Das Tal der Träume wurde zu einem Ort des Vergessens und verkam mehr und mehr zu einer Ruine, vor der sich die Menschen nun fürchteten, statt sie zu bewundern.

Einzig die Truhe der Erinnerung war geblieben, um zumindest diejenigen zu belohnen, die das Träumen über all die Jahre hinweg nicht verlernt hatten. Die Fee überlegte, wie sie den Menschen die Angst vor diesem Ort der Wunder nehmen konnte. In ihrem tiefsten Inneren wünschte sie sich, dass dieser heilige Ort wieder das werden würde, was er einst war.

Eine unglaubliche Ratlosigkeit überkam die kleine Fee, denn ihr wollte einfach nichts einfallen, wie sie das schaffen sollte. Die Fee wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie eine wunderschöne Melodie vernahm. Sie wurde ganz und gar von ihr eingehüllt und brachte ihr innere Ruhe. Sie schloss die Augen und sah erneut ihren Traum von einst in ihrem Geist.

Als sie die Augen wieder öffnete, erkannte sie das helle Licht, welches für einen kurzen Moment von der Truhe ausging. Als sie hineinblickte, sah sie eine Spieluhr, von der die Melodie ausging. Vorsichtig nahm die Fee die Spieluhr aus der Truhe und betrachtete sie lange. Sie schien irgendwie lebendig zu sein und je nachdem wie das Licht auf sie fiel, erstrahlte sie in den schönsten Farben dieser Welt. Sie schloss den Deckel und die Musik verstummte augenblicklich, doch noch immer hallte das Bild ihres Traumes in ihr nach.

Nun wusste sie, wie sie den Menschen die Angst nehmen und ihnen ihre Träume zurückgeben konnte. Sie schloss den Deckel der Truhe wieder und strich liebevoll über ihn drüber.

„Ich danke dir von Herzen für dieses Geschenk der Träume.“