Von ihrem letzten Abenteuer noch ganz berauscht, ließ sich die kleine Fee einfach treiben und vertraute darauf, dass das Schicksal schon wusste, wo sie als nächstes hinmusste. Sie beobachtet wie die bunten Blüten an den Bäumen, sich in leuchtend grüne Blätter verwandelten und die Welt zu einem grünen Meer werden ließ. Die Luft war erfüllt von Erwartungen, Wünschen und was das Wichtigste von allen war, den vielen Träumen der Menschen, die langsam wieder an sich und ihre Träume zu glauben begannen.
Glücklich darüber, dass das Tal der Träume bei ihrem nächsten Besuch wieder der Ort sein würde, der er einst war, ließ sie optimistisch nach vorne blicken. Sie selbst dachte auch über neue Abenteuer nach und freute sich schon darauf, was als Nächstes passieren würde. Auch wenn sie jetzt noch nicht wusste, wohin ihr Weg sie führen würde.
Es war ein heißer Tag, den sie sich ausgesucht hatte, um ein neues Abenteuer zu erleben. Beim letzten Mal hatte sie auf das Flüstern um sich herum vertraut, doch dieses Mal blieben die Stimmen stumm. Nichts als Stille umhüllte sie.
Nachdem sie eine Zeitlang angestrengt versucht hatte die Stimmen zu hören, begann sie sich zu fragen, wie sie so nur in Erfahrung bringen sollte, wo sie als nächstes hinsollte und wo man ihre Hilfe benötigte. Sie schlenderte weiter, in der Hoffnung, dass vertraute Flüstern doch noch irgendwann zu vernehmen. Ein sanfter und angenehm kühler Windhauch umspielte sie und ließ sie an ihren Freund den Wind denken. Sie musste schmunzeln, wenn sie daran dachte, was er sagen würde, wenn sie ihm von dem Tal der Träume erzählte. Aber vermutlich wusste er schon längst Bescheid. So war er nun einmal, immer eine windlänge an Wissen voraus.
Ein erneuter Windhauch fuhr ihr durchs Haar. Und erst jetzt bemerkte sie, was der Wind zu ihr hinübergetragen hatte. Es war eine Melodie, die absolut vollkommen erschien.
„Ich danke dir mein alter Freund.“
Nun wusste sie, wohin ihr nächstes Abenteuer sie führen sollte. Sie wollte unbedingt das Geschöpf kennenlernen, welches es mit seinem Geigenspiel schaffte, die Schönheit der Welt auf eine einzigartige Art und Weise musikalisch festzuhalten.
Sie ließ sich von seinem Spiel leiten. Immer tiefer versank sie in eine Welt aus Klängen und Tonfolgen, die sie erneut träumen ließen. Und je näher sie dem Spiel kam, desto überzeugter war sie, dass sie hier einem überaus seltenen Wesen lauschte – nämlich dem Spiel eines Traumspielers. Jenes seltene Wesen, die nur existieren konnten, solange es Träume in der Welt gab, um dessen Schönheit für alle erlebbar und spürbar zu machen.
Es war bereits Abend geworden, als sie die Lichtung erreichte, wo eben jenes magische Wesen sein Sommernachtslied spielte und der Wind es in die Welt hinaustrug, so dass alle Wesen auf dem Planeten seinen Klang wahrnehmen konnten. Die Fee war nicht die Einzige gewesen, die sich magisch angezogen fühlte. Auch andere fanden den Weg zur Lichtung und lauschten voller Ehrfurcht den Klängen des Traumspielers.
Er schien, trotz dass er seine Augen geschlossen hielt, zu spüren, dass er nicht alleine war und begann zu lächeln. Es war ein Lächeln, dass ihn noch mehr strahle ließ. Die Fee spürte in ihrem tiefsten Inneren, dass hier etwas durch und durch Magisches entstand, in dessen Zentrum sie sich unmittelbar befand und sie alle umgab. Auch sie ließ sich von den Klängen in ferne Länder tragen, hoch hinaussteigen und wieder zurückkehren.
Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas Reines gespürt. Die Magie des Traumspielers war anders als ihre eigene. Die Magie des Spielers entstammt komplett dem Licht der Träume. Ihre eigene Magie dagegen hatte auch einen Teil der Dunkelheit in sich, aus der sie einst geboren wurde und aus der ihr Licht erstrahlte.
Die Fee wusste nicht, wie lange sie dem Spiel des Traumspielers bereits gelauscht hatte. Es hätten Minuten, Stunden oder sogar Wochen sein können. Das war das besondere an seiner Magie. Sie sorgte dafür, dass niemand in der Zeit zu Schaden kam. Doch als sie die Augen wieder öffnete, war ein neuer Tag angebrochen und der Traumspieler war bereits verschwunden.