Spellbound Dream

Spellbound Dream
Das Geheimnis

Nachdem der Wind sie sachte abgesetzt hatte und ihr abermals versprach da zu sein, wenn sie wieder tanzen wollte, konnte sie endlich die Fesseln der Zurückhaltung von sich streifen. Endlich hatte sie gelernt, sich von ihnen, die sie insgeheim noch immer von der Welt der Sterblichen trennte, zu befreien.

Mit einem Mal war die Welt voller Geheimnisse, die es zu erkunden galt. Überall um sie herum vernahm sie flüsternde Stimmen. Sie kamen von den Bäumen, Gräsern, den Tieren und manchmal sogar von den Orten selbst. Doch auch die Menschen begannen in ihrer Gegenwart zu flüstern. Aber auf eine andere Art und Weise, wie sie es bei all den anderen Lebewesen festgestellt hatte. Manchmal tat es weh, dass zu hören, was die Menschen über sie sagten. Denn oft entsprach es nicht dem, wie es wirklich war. Doch unsere kleine Fee war zu zurückhaltend, um die Dinge klarzustellen. Würden sie ihr doch nur eine Chance geben zu zeigen, wer sie wirklich war, dann würden sie verstehen, dass man sie nicht zu fürchten brauchte. Doch sie stellte für die Menschen ein Geheimnis dar, welches sie nicht entschlüsseln konnten. Im Grunde war sie selbst so ein Geheimnis, was sie sich vorgenommen hatte in der Welt zu ergründen.

Die Fee erkannte, dass es die Unwissenheit um dieses Geheimnis war, was die Menschen tief in ihren Herzen fürchteten. Und sie konnte es ihnen noch nicht einmal verübeln, schließlich war sie selbst eine lange Zeit eine Gefangene ihrer eigenen Gedanken und Unwissenheit gewesen. Und diese waren mitunter schlimmer, als die wirkliche Wahrheit. Aber die Fee war fest entschlossen, die Meinung der Menschen zu verändern. Sie wollte zumindest für die Dauer eines langen Wimpernschlages dazu gehören und neue Geschichten mitnehmen. Geschichten, die sie ihrem Freund dem Wind erzählen konnte.

The Secret

Und so begann sie zu lauschen und zuzuhören. Sie wollte erfahren, was sie tun konnte, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Mit der Zeit erfuhr sie eine ganze Menge über die Menschen und sie erkannte, dass nicht sie es war, was sie fürchteten, sondern das scheinbare Geheimnis, welches sie angeblich mit den Ruinen teilte. Sie wusste nicht, was damit gemeint war und versuchte deshalb Behutsam auf die Menschen einzugehen, damit sie ihr mehr davon erzählten.

Nachdem sie den Menschen glaubhaft versichert hatte, dass sie nicht die war, für die man sie hielt, nämlich einen Unglücksbringer, begannen die Menschen ein wenig Vertrauen in sie zu fassen. Sie erzählten ihr von den Ruinen jenseits der Grenze, von wo unheimliche Kräfte aufstiegen und wenn man sich nicht vorsah, von ihnen in Besitz genommen wurde. Jedem, dem dieses Schicksal zu Teil wurde, wurde für lange Zeit nicht mehr gesehen. Und wenn sie nach Jahren der Wanderschaft wieder auftauchten, waren sie alle nicht mehr die, die sie mal waren. Und weil sie anders waren und irgendwie nicht mehr dazugehörten, verschwanden sie kurz darauf für immer.

Die Menschen glaubten an eine dunkle Macht, die sie alle irgendwann zu Grunde richten würden. Doch die Fee kannte die Dunkelheit nur zu gut und so schnell fürchtete sie sie nicht. Vielmehr glaubte sie, dass sich etwas magisches in den Ruinen versteckte. Und vor Magie fürchtete sie sich nicht, schließlich war sie selbst ein Teil davon.

Die Geschichte der Menschen bewegte sie und in ihr keimte der Wunsch zu helfen. Sie wollte dabei helfen, den Schrecken, den dieser Ort auf die Menschen auslöste, zu nehmen. Sie versprach, herauszufinden, welches Geheimnis sich in den Ruinen verbarg. Und so brach sie noch am selben Tag auf.

Es begann bereits zu dämmern, als sie die Ruinen erreichte. Und es stimmte, es lag eindeutig Magie in der Luft. Sie konnte sie mit jeder Faser ihres Körpers spüren. Sie spürte wie etwas an ihrer Seele zog und nach ihrem Geist rief. Etwas wollte gefunden werden. Die Fee betrat die Ruine und mit einem Mal wurde ihr schwer ums Herz. Was konnte hier nur passiert sein, dass dieser Ort, der voller Magie zu sein schien, nun ein Ort der Tristesse und Zerstörung war. Tränen liefen über die Wangen der Fee. Sie trauerte um all jene Wesen, die ihr Leben einst an diesem Ort gaben. Es schmerzte sie, doch zugleich fühlte sie, dass sie dem Geheimnis dieses Ortes immer näherkam. Langsam ging sie weiter und der Ruf in ihrem Geist wurde immer lauter und drängender.

Vor einer kleinen Truhe blieb sie stehen und legte ihre Hand darauf. Die Truhe war warm und pulsierte. Wie ein Herzschlag – gleichmäßig und stet. Mit einem Mal wurde der Fee klar, was sie da vor sich hatte und was das Geheimnis dieses Ortes war. Es war die Truhe der Erinnerung, in der die Menschen einst ihre geheimen Träume und Wünsche einschlossen, damit sie nie verloren gingen.

Ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht der Fee, als sie den Deckel in die Hand nahm.