Besonders nachdem sie die Einladung zu dieser zauberhaften Teegesellschaft angenommen und daran teilgenommen hatte, überkam die kleine Fee ein seltsames Gefühl. Etwas was sie zuvor noch nie gespürt hatte. Sie konnte es nicht greifen, aber es war schwer und federleicht zugleich, Wie zwei Gegensätze, die sich gleichzeitig anziehen und wieder abstoßen. Nachdem sie eine Zeitlang versucht hatte, dieses etwas zu ergründen, formte sich mit einem Mal ein neues Wort in ihrem Geist: Melancholie.
Es war merkwürdig, nie hätte sie geglaubt, so etwas wie Traurigkeit, Schwermut oder gar Einsamkeit zu spüren, schließlich sollte es so etwas nicht in ihrer Welt geben. Aber so war es nun. Und da sie in ihrem innersten Kern nach wie vor die Schöpferin war, formte sich auch ihre Umwelt gemäß ihrem Gefühlszustand. Und so zogen wohl zum allerersten Mal in der jungen Geschichte dieser Welt, dunkle Wolken auf und ließen es regnen. Es sah so aus, als würde die Welt weinen. Um etwas, was niemand so genau verstand oder gar in Worte fassen konnte. Die Welt versank unter einem Mantel aus Nebel und Dunst und gab ihr somit ein völlig neues Aussehen. Aber auch hier drin lag eine Schönheit, die es noch zu entdecken galt.
Die Fee wurde nachdenklich. Sie wollte wieder die Sorglosigkeit in ihr Reich lassen, doch sie wusste einfach nicht wie. Und dieser Gedanke machte es ihr fast unerträglich. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, so musste sich die Fee dennoch eines eingestehen. Seit einer langen Zeit spürte sie wieder die Hand der Dunkelheit, die sich nach ihr ausstreckte und sie zurück zu ziehen versuchte, In einen Zustand, in dem alles und nichts war. Aber sie konnte nicht. Dafür hatte ihr Leben im Licht gesorgt.
Sie schlug die Hand aus und zog weiter. Sie würde schon noch dahinterkommen, was das alles zu bedeuten hätte. Doch von Tag zu Tag wurde es düsterer um sie herum und die Dunkelheit streckte immer wieder seine Hände nach ihr aus und versuchte sie immer energischer zurück in sein Reich zu ziehen. Er versprach ihr allerhand, wenn sie nur gewillt war, zu ihm zurück zu kommen und diese Welt erneut in Dunkelheit zu tauchen und zurück zum Ursprung zu kehren.
Für die Schöpferin wurde es immer schwieriger, der Verlockungen der Dunkelheit zu widerstehen und sie ertappte sich eins um andere Mal dabei, wie sie in Gedanken ihre alte Form wieder annahm und sich der Dunkelheit hingab und wieder ein Teil von ihr wurde und sie nährte.
Langsam streckte sie ihre Hand aus, bereit loszulassen, als plötzlich ein kleiner Funke in ihr erwachte. Erschrocken fuhr sie hoch und riss ihre Hand zurück. Beinahe hätte sie den schlimmsten Fehler in ihrer bisherigen Existenz gemacht. Mit einem Mal wusste sie wieder, wofür sie diese Welt erschaffen hatte. Sie wollte allen Wesen ein buntes, fröhliches und sorgenfreies Leben ermöglichen. Frei, jede Entscheidung zu treffen, die man nur wollte, auch wenn das ab und an dunkle Wolken aufkommen ließ. Denn nun begriff die Fee, dass auch das dazu gehörte, um das wertschätzen zu können, was einem wichtig ist und wofür das Herz schlägt.
All das hatte sie aus den Augen verloren und selbst vergessen, was zu ihrer Trostlosigkeit geführt hatte. Doch nun konnte sie sehen, dass an den Rändern ihrer Welt es zu dämmern begann und die Welt sich langsam wieder mit Licht füllte.
Erst die Sonne des hereinbrechenden Tages, brachte die Wahrheit und eine unglaubliche Schönheit ans Licht. Überall dort, wo die Sonne auf die zuvor gefallenen Regentropfen traf, begannen diese wie kleine Diamanten zu glitzern und tauchten die Welt in ein wunderbares strahlendes Licht.
Und unsere kleine Fee erkannte, dass auf jeden Tag auch eine Nacht folgen würde, die es einem manchmal schwer machte, dass Gute und Schöne in der Welt zu sehen. Doch genau wie zuvor, folgte auf die Nacht ein neuer Tag und offenbart uns die Schönheit all jener Dinge, die uns umgeben. Dinge, die uns wieder glücklich werden lässt und nicht zuletzt uns wieder an unsere Träume erinnert und die jeder von uns in seinem Herzen trägt.